Dieser Entwurf wurde 2002 schon erstmals skizziert. Da damals gerade das neue 3D- Zeichnungsprogramm Archicad seinen Siegeszug antrat, konnte diese als Prototyp gedachte Kreation umgehend weiter konstruiert und dreidimensional dargestellt werden.
Wann auch immer dieser Entwurf für eine Villa mit Flachdach damals und in den folgenden Jahren präsentiert wurde, bedachte man ihn mit Definitionen wie futuristisch oder gar avantgardistisch.
Bestimmte Details – wie die starken Überhänge, das Wechselspiel von geschlossenen und vollkommen geöffneten Fassadenteilen, die grazilen Flachdächer auf verschiedenen Ebenen und die sehr langen Fensterschlitze wirken bis heute einzigartig und erzeugen einen ungewöhnlichen Gesamteindruck, der besonders nachhaltig wirkt. Im Laufe der Zeit wurde das Projekt immer dann weiterentwickelt, wenn eine signifikante Verbesserung des Archicadprogramms und/oder des Renderprogramms zu verzeichnen war. Es stellte sich heraus, dass es unnötig war, die Grundform zu verändern und so blieb sie weitgehend erhalten. Lediglich neue Architekturelemente wurden hinzugefügt.
Die Entwicklung rahmenloser Verglasungen ersetzte die anfangs absichtlich aus gestalterischen Intentionen weggelassene Rahmenkonstruktion – ohne dass dies technisch schon möglich gewesen wäre – und ultraleichte Tragkonstruktionen führten zur Integration von sehr dünnen und weitauskragenden Flachdach-Teilen.
Die Perforation des Flachdaches über der Treppe zum Obergeschoss stellt ein weiteres, noch nicht häufig im Einfamilienhausbau verwendetes, Gestaltungsmerkmal dar.
Dazu zählen auch bestimmte Fassadenflächen, die kiemenartig geöffnet werden können, wenn es erforderlich ist. Im Normalzustand bleiben sie verschlossen und führen zum interessanten Wechselspiel zwischen offenen und geschlossenen Wandelementen.
In die neueste Bearbeitung aus 2018 sind nun auch ergänzende Außenanlagenteile integriert. Eine schräg gestellte Sichtbetonwand, die in einen Betonpfad übergeht, wird vom Wasser umspült. Man betritt das Haus quasi über Wasser gehend. Die wasserführende Oberfläche der Wand ist edelstahlverkleidet.
In die Deckenüberhänge fast unsichtbar eingelassene Außenduschen, flächenbündig und rahmenlos eingebaute Leuchten, die im abgeschalteten Zustand fast unsichtbar sind und eine Anordnung des gesamten Bauwerks in einem Teich sind ein paar der Möglichkeiten, die
zusätzliche visuelle Qualitäten hinzufügen könnten.
Die Architektur würde sich so im Spiegel der Wasseroberfläche vervielfältigen.
Es ist durchaus möglich, dass es sich bei diesem Entwurf einer Villa um einen der am längsten je bearbeiteten handelt – immerhin erfreut er sich nun über 16 Jahre währender Gestaltung und hat so 16 jährliche Updates von ARCHICAD erlebt. Es ist spannend zu erleben, dass er im Laufe der Zeit immer öfter gewürdigt zu werden scheint und vielleicht nun bald realisiert werden kann.
Einstweilen kann man konstatieren, dass er in zyklischen Abständen zu prototypartigen Fortschritten geführt hat. In jedem Fall ein visionäres Architektenhaus, das weit über den typischen Bauhausstil moderner Häuser hinausgeht.
Entwurf: 2018
Zeitraum: Zukunft
Typ: Designstudie, Architektenhaus Flachdach
Bearbeiter:
ENTWURF: H. Heinze